Die Geopolitik treibt den Rohölpreis in die Höhe und lässt die Prognosen der Analysten zurück, dass der Preis für das „schwarze Gold“ in diesem Quartal gedämpft bleiben würde. Über Nacht sprang der Preis für Brent nach wochenlangen progressiven Zuwächsen auf über 90 $/bbl

Über den Rohstoff hinaus, der für Logistik, Heizung und Versorgung unerlässlich ist, nimmt der Preisdruck in den USA und Europa erneut zu. Die amerikanischen Benzinpreise sind auf die Höchststände zurückgekehrt, die seit letztem November nicht mehr erreicht wurden. Wenn die aktuellen Trends anhalten, könnten die erwarteten Lockerungsmaßnahmen der Zentralbanken kurzfristig zunichte gemacht werden.

Konflikte und höhere Preise

Der Rohölpreis ist zusammen mit den Spannungen im Nahen Osten gestiegen. Die beiden Hauptereignisse, die die aktuelle Bestürzung ausgelöst haben, sind israelische Luftangriffe, einer gegen einen hochrangigen iranischen Beamten in Damaskus und der andere gegen Helfer in Gaza. Die erste hat eine strategische Komponente, die zweite eine politische. Zusammen haben sie die Befürchtungen verstärkt, dass der Konflikt erheblich eskalieren könnte.

Auf politischer Seite hat der Tod der Helfer den Druck auf Israel erhöht, einen Waffenstillstand zu erklären, wobei das Weiße Haus Berichten zufolge ein „Ultimatum“ gestellt hat. Doch gleichzeitig haben die VAE aus Protest gegen den Tod der Helfer die diplomatischen Beziehungen zu Israel abgebrochen. Dies ist wichtig, da die VAE eine entscheidende Rolle bei den Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas gespielt haben, die zu früheren Waffenstillständen und Geiselaustauschen führten.

Einen Wendepunkt erreichen

Da Israel vor einem erheblichen diplomatischen Rückschlag steht, sind die Märkte besorgt darüber, wie Iran auf den Tod eines seiner wichtigsten Militärbefehlshaber durch einen israelischen Luftangriff reagieren wird. Die historische Parallele ist der Tod von Kasim Solemani unter der Trump-Regierung, auf den der Iran mit dem Beschuss einer US-Militärbasis im Irak reagierte. Aber Israel hat keine Militärstützpunkte in der Nähe des Iran, was den Umfang möglicher Vergeltungsmaßnahmen einschränkt.

Die Islamische Republik verfügt zwar über Raketen, die Israel erreichen können, aber sie müssten den Irak durchqueren, der mit keinem der beiden Länder gute Beziehungen unterhält. Die größte Sorge besteht darin, dass der Iran die im Südlibanon stationierte Hisbollah dazu veranlassen würde, Raketenbeschuss gegen Israel abzufeuern. Militante im Libanon haben seit Beginn des Krieges begrenzte Angriffe auf Israel verübt, jedoch nicht in dem Ausmaß, das als Eskalation des Konflikts angesehen wird. Es besteht die Sorge, dass Israel, wenn der Angriff der Hisbollah groß genug ist, mit einer erneuten Invasion im Süden des Libanon reagieren könnte, um seine Nordgrenze zu sichern. Dies würde zu einer erheblichen Eskalation des Konflikts führen und könnte den Transport von Rohöl aus dem Nahen Osten einer größeren Gefahr aussetzen.

Es sind Schlagzeilen, keine Grundlagen

Analysten warnen vorerst davor, dass der Rohölpreis aus Sorge vor einer möglichen Eskalation des Konflikts in Israel gestiegen sei und nicht als Reaktion auf eine grundlegende Verschiebung der Angebots- und Nachfragedynamik. Sollte sich die Situation irgendwann abkühlen, könnte der Rohölpreis wieder seinen vorherigen Verlauf nehmen.

Da beide Seiten des politischen Spektrums in Israel versprechen, den Angriff auf Gaza so lange voranzutreiben, bis die Hamas vernichtet ist, wird der Konflikt wahrscheinlich noch einige Zeit andauern. Das bedeutet, dass die Spannungen wahrscheinlich noch mindestens mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate lang hoch bleiben werden. Jede weitere Unterbrechung der Rohölversorgung könnte den Preis erneut in die Höhe treiben, möglicherweise in den dreistelligen Bereich.

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