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Kunststoffrecycling mit Proteinanker

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20 (Nanowerk-Neuigkeiten) Polystyrol ist ein weit verbreiteter Kunststoff, der in Mischung mit anderen Materialien grundsätzlich nicht recycelbar und nicht biologisch abbaubar ist. Im Tagebuch Angewandte Chemie („Konstruiertes Ankerpeptid LCI mit einem Kobalt-Cofaktor verbessert die Oxidationseffizienz von Polystyrol-Mikropartikeln“) hat ein deutsches Forscherteam einen Biohybridkatalysator eingeführt, der Polystyrol-Mikropartikel oxidiert, um deren anschließenden Abbau zu erleichtern. Der Katalysator besteht aus einem speziell konstruierten „Ankerpeptid“, das an Polystyroloberflächen haftet, und einem Kobaltkomplex, der Polystyrol oxidiert. Entwickeltes Ankerpeptid LCI mit einem Kobalt-Cofaktor verbessert die Oxidationseffizienz von Polystyrol-Mikropartikeln Entwickeltes Ankerpeptid LCI mit einem Kobalt-Cofaktor verbessert die Oxidationseffizienz von Polystyrol-Mikropartikeln. (© Wiley) Polystyrol – allein oder in Kombination mit anderen Polymeren – hat viele Anwendungen, von Joghurtbehältern bis hin zu Instrumentengehäusen. In seiner Schaumform, vor allem unter dem Markennamen Styropor bekannt, wird es beispielsweise zur Isolierung und Verpackung verwendet. Ein großer Nachteil von Polystyrol ist seine schlechte biologische Abbaubarkeit, die zu einer Umweltbelastung führt. Wenn Polystyrol sauber und nicht mit anderen Materialien vermischt ist, ist es recycelbar, nicht jedoch, wenn es kontaminiert oder mit anderen Materialien kombiniert ist. In kommunalen Recyclingprogrammen sind gemischte Polystyrol-Kunststoffabfälle und Abbauprodukte wie Polystyrol-Nano- und Mikropartikel schwer zu verarbeiten. Das Problem liegt darin, dass Polystyrol wasserabweisend und unpolar ist und daher nicht mit üblichen polaren Reaktionspartnern reagieren kann. Für einen einfachen, wirtschaftlichen und energieeffizienten Prozess zum Abbau gemischter Polystyrolabfälle muss das Polystyrol zunächst mit polaren funktionellen Gruppen ausgestattet werden. Für diesen Schritt hat ein Team um Ulrich Schwaneberg und Jun Okuda an der RWTH in Aachen nun einen neuartigen Biohybridkatalysator entwickelt. Der Katalysator basiert auf Verbindungen, sogenannten Ankerpeptiden, gekoppelt mit einem Kobaltkomplex. Ankerpeptide sind kurze Peptidketten, die sich an Oberflächen anlagern können. Das Team entwickelte ein spezielles Ankerpeptid (LCI, Liquid Chromatography Peak I), das an die Oberfläche von Polystyrol bindet. Ein Gramm dieses Peptids reicht aus, um eine Oberfläche von bis zu 654 m2 innerhalb von Minuten durch Sprühen oder Tauchen mit einer Monoschicht zu beschichten. Über ein kurzes Verbindungsstück wird ein katalytisch aktiver Kobaltkomplex an das Ankerpeptid gebunden. Das Kobaltatom ist von einem makrozyklischen Liganden „umgeben“, einem Ring aus acht Kohlenstoff- und vier Stickstoffatomen (TACD, 1,4,7,10-Tetraazacyclododecan). Der Katalysator beschleunigt die Oxidation der CH-Bindungen in Polystyrol zur Bildung polarer OH-Gruppen (Hydroxylierung) durch Reaktion mit Oxone (Kaliumperoxymonosulfat), einem üblichen Oxidationsmittel. Die Bindung der Ankerpeptide erfolgt materialspezifisch, sodass sie in diesem Fall das katalytisch aktive Kobalt in der Nähe der Polystyroloberfläche immobilisieren, was die Reaktion beschleunigt. Dieses einfache, kostengünstige und energieeffiziente Verfahren ist durch Tauch- und Sprühanwendungen skalierbar und für den Einsatz im industriellen Maßstab geeignet. Durch den Einsatz konjugierter chemischer Katalysatoren könnte dieses Hybridkatalysatorkonzept mit materialspezifischer Bindung durch Ankerpeptide den materialspezifischen Abbau weiterer hydrophober Polymere wie Polypropylen und Polyethylen ermöglichen, die durch Enzyme nicht wirtschaftlich abgebaut werden können.
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